Warum Investorenfreiheit das Wohl von Mitarbeitern und Patienten fördert
In den vergangenen Jahren ist ein bedeutsamer Trend zu beobachten: Immer mehr große Zahnarztpraxen sind investorenbetrieben. Investoren betreiben häufig ganze Zahnarztketten. Gleichzeitig geht die Zahl unabhängiger großer Zahnarztpraxen insbesondere in den Städten zurück.
Ist die investorengeführte Zahnarztpraxis gut für Patienten und Mitarbeiter?
Nach unserem Verständnis ist die Zahnarztpraxis ein Ort des Vertrauens, individueller Betreuung und zahnmedizinischer Sorgfalt. Sie ist ein Ort, an dem sich die Patienten, aber auch die Mitarbeiter wohlfühlen wollen. Wir haben uns daher gefragt, ob eine von Investoren betriebene Zahnarztpraxis diesen Anforderungen gerecht werden kann. Nach allem Für und Wider sind wir zu dem folgenden Schluss gekommen:
„Das Wohl von Patienten und Mitarbeitern steht in privat geführten Zahnarztpraxen stärker im Fokus steht als bei Investoren.“
Komplexität und Kostendruck im Gesundheitswesen
Die zunehmende Komplexität und der hohe Kostendruck im Gesundheitswesen sind die Hauptgründe für den Anstieg von investorengeführten Zahnarztpraxen und Zahnarztketten. Viele Zahnärzte stehen vor wachsenden Herausforderungen bei der Verwaltung sowie der Finanzierung modernster Technologien. Investoren bieten hier auf den ersten Blick eine willkommene Lösung, indem sie finanzielle Ressourcen bereitstellen und die Verwaltungsaufgaben übernehmen. Allerdings geben die Zahnärzte dafür auch einen großen Teiler ihrer unternehmerische Verantwortung sowie den maßgeblichen Einfluss auf wichtige Entscheidungen ab.
„Wir als große, privat geführte Zahnarztpraxis in Köln treffen unsere Entscheidungen frei im Sinn des Patienten. Unsere Sorge ist, dass Investoren uns Zahnärzte zu renditeträchtigen Behandlungen drängen könnte, die nicht immer im Sinne der Patienten sind. Außerdem befürchten wir, dass der Renditegedanke zu einem Anstieg unnötiger Therapien führen könnte.“
Einheitliche Behandlungsprotokolle
Investoren führen in den Zahnarztpraxen ihrer Kette meist einheitliche Behandlungsprotokolle ein. Auch hier ist das Ziel, die Kosten zu senken, um höhere Gewinne einzufahren. Einheitliche Behandlungsprotokolle nach Vorgabe gehen jedoch auf Kosten der individuellen Patientenbetreuung, insbesondere in komplexen zahnmedizinischen Fällen.
„Jeder Patient ist einzigartig und benötigt daher eine individuelle, perfekt auf ihn zugeschnittene Behandlung.“
Reduzierter Wettbewerb
Die steigende Anzahl von investorenbetrieben Zahnarztpraxen kann außerdem zu einem Anstieg der Marktkonzentration führen. Wenn Investoren mehrere Praxen in verschiedenen Regionen besitzen, könnte dies zu einer Verringerung des Wettbewerbs und letztlich zu höheren Preisen für die Patienten führen.
„Zahnarztpraxen müssen wirtschaftlich arbeiten. Das darf aber nicht zu Lasten einer ethisch vertretbaren, patientenorientierten Zahnheilkunde gehen.“
Schlechtere Arbeitsbedingungen und Gehälter für Mitarbeiter
Investoren tendieren dazu, die Zahl der Mitarbeiter, die Gehälter und die Arbeitsbedingungen im Sinne der Rendite zu optimieren. Daraus resultieren:
- Teilweise niedrigere Gehälter
- Geringere Arbeitsplatzsicherheit
- Höherer Arbeitsdruck
- Weniger Extraleistungen
- Weniger Eigenverantwortung und Gestaltungsmöglichkeiten
- Geschäftsmäßige statt familiäre Praxisatmosphäre
- Wachsende Unzufriedenheit
- Verlust des Gemeinschaftsgefühl und Team-Zusammenhalts
- Geringere Arbeitsmoral
“Wenn sich ein Team als große Familie sieht, gestaltet sich die Arbeit für das einzelne Teammitglied erfüllender. Zufriedenere Mitarbeiter bedeutet zufriedenere Patienten.
Weniger zufriedene Patienten
Zahnarztpraxen, die von Investoren betrieben werden, stellen den Gewinn an erster Stelle. Dies kann sich auf die Behandlungsqualität und ‑optionen auswirken. Patienten beklagen sich hier häufiger über
- unpersönliche Atmosphäre
- schnelle Durchlaufzeiten
- weniger Zeit und Aufmerksamkeit für den einzelnen Patienten
- lange Wartezeiten
- teils überzogene Preise für Zusatzleistungen
Zusammenfassung
Investoren stellen finanzielle Ressourcen und Managementexpertise für die Zahnarztpraxis bereit. Die potenzielle Standardisierung der Behandlungsmethoden, der mögliche Verlust der medizinischen Unabhängigkeit und das Risiko einer reduzierten Patientenversorgung sehen wir kritisch. Aus unserer Sicht sollte das Wohl der Patienten stets im Mittelpunkt stehen und ethische Grundsätze nicht den finanziellen Interessen geopfert werden.
Die familiäre Atmosphäre, wie sie in privat geführten Zahnarztpraxen herrscht, fördert das Vertrauen zwischen Zahnärzten, Mitarbeitern und Patienten. Patienten erfahren eine individuellere Behandlung und sind allgemein zufriedener. Die Mitarbeiter profitieren ebenfalls von einer individuellen Betreuung und Wertschätzung.
Es ist uns ein Anliegen, die Integrität und den ethischen Anspruch der zahnmedizinischen Versorgung sicherzustellen. Dies tun wir, indem wir die Gesundheit der Patienten sowie das Wohlbefinden unserer Mitarbeiter in den Mittelpunkt stellen. Einer Zahnarztpraxis, die unabhängig von Investoren agiert, fällt es leichter, eine Umgebung zu schaffen, in der alle Beteiligten langfristig profitieren. Die ist der Grund, warum wir von der Zahnarztpraxis in der Klinik am Ring (Zahnärzte am Ring) entschieden haben, unsere Unabhängigkeit zu bewahren.