Was tun bei Zahnfleischrückgang?
Ursachen, Risiken und Behandlungsmöglichkeiten bei Rückgang des Zahnfleischs
Viele Menschen leiden unter Zahnfleischrückgang. Dieser stellt nicht nur ein kosmetisches Problem dar, sondern verweist häufig auf bestehende Zahnfleischerkrankungen wie eine Parodontitis. Wir zeigen Ihnen in diesem Artikel auf, wann man von Zahnfleischrückgang spricht, welche Symptome und Risiken er hat und wie man ihn erfolgreich behandelt.
Mögliche Behandlungen des Zahnfleischrückgangs umfassen Antibiotika, antimikrobielle Mundspülungen, geschlossene und offene Parodontitisbehandlung oder eine chirurgische Zahnfleischrekonstruktion. Daneben gibt es moderne Ansätze wie die Behandlung mit Doxy-Gel, einem speziellem Antibiotikum, mit dem sich eine Parodontitis unterstützend und knochenregenerierend behandeln lässt.
Was bedeutet Zahnfleischschwund?
Von Zahnfleischrückgang oder Zahnfleischrezession spricht man, wenn sich das Zahnfleischgewebe von den Zähnen löst und die darunter liegenden Wurzeln freilegt. Für diesen Prozess gibt es unterschiedliche Ursachen wie
- Parodontitis
- Zähneknirschen
- zu hohe Druckausübung beim Zähneputzen
- Nikotinkonsum (Rauchen, Kautabak)
- Zahntraumata mit Verletzung des Zahnfleischgewebes
- Zahnfehlstellungen
- bestimmte Erkrankungen wie Diabetes
- falsch gesetzte Lippen- und Zungen-Piercings
Oft trägt eine unzureichende Mundhygiene zum Zahnfleischrückgang bei, aber das trifft nicht immer zu. Manche Menschen haben eine erbliche Veranlagung, an Parodontose zu erkranken.
Unabhängig von der Ursache Ihres Zahnfleischrückgangs kann eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung dazu beitragen, langfristige Mundgesundheitsprobleme zu vermeiden.
Wer ist von Zahnfleischrückgang betroffen?
Bereits sehr junge Menschen können unter Zahnfleischrückgang leiden. Generell betrifft sie aber eher die älteren Generationen. Bei fast 90% aller Patienten über 65 stellt der Zahnarzt zurückgehendes Zahnfleisch an einem oder mehreren Zähnen fest.
Welche Symptome und Warnzeichen für Zahnfleischrückgang gibt es?
- Starke Zahnbeläge und Zahnstein
- freiliegende Zahnhälse
- Kälte- und Hitzeempfindlichkeit der Zähne
- Zahnschmerzen beim Verzehr von Süßem, Sauren oder Scharfem
- empfindliche Reaktionen beim Zähneputzen oder bei der Verwendung von Zahnseide oder Interdentalbürsten
- schmerzhafte Stellen am Zahnfleischrand
Was passiert, wenn man Zahnfleischrückgang nicht behandelt?
Zunächst ist es wichtig, die Ursachen für einen Zahnfleischrückgang – häufig eine Parodontitis – zu behandeln. Tut man dies nicht, nimmt die Mundgesundheit Schaden. Langfristig können sich betroffene Zähne lockern oder sogar verloren gehen. Wenn Sie eines der oben aufgeführten Symptome bei sich bemerken, empfehlen wir Ihnen daher einen kurzfristigen Besuch bei Ihrem Zahnarzt in Köln.
Wie wird Zahnfleischschwund diagnostiziert?
Ein durch Parodontitis verursachter Zahnfleischschwund lässt sich während einer Routineuntersuchung sicher feststellen. Zahnärzte messen den Grad des Zahnfleischrückgangs mit einer Parodontalsonde. Moderne Zahnarztpraxen verwenden hierfür computergestützte Messsonden wie die Florida Probe®. Messfehler sind mit digitalen Messsonden nahezu ausgeschlossen, sodass kein Patient unnötige Behandlungen erfahren muss oder – andersherum – zu spät behandelt wird.
Zahnfleischrückgang geht oft mit Knochenschwund einher. Um festzustellen, ob der Patient unter einer einfachen Zahnfleischentzündung oder bereits chronischen Parodontitis leidet, misst er die Zahnfleischtaschentiefe um jeden Zahn. Gesunde Taschen sind nicht tiefer als 1–3 mm. Eine Zahnfleischtaschentiefe von etwa 4 mm zeugt bereits von einer Zahnfleischentzündung. Taschentiefen von mehr als 4 mm sprechen für das Vorliegen der chronischen Parodontitis.
Kann Zahnfleisch “nachwachsen”?
Leider kann sich einmal zurückgegangenes Zahnfleisch nicht wieder von selbst regenerieren. Jedoch lässt er sich mit der richtigen Behandlung deutlich verlangsamen. Daneben gibt es die Möglichkeit der chirurgischen Zahnfleischtransplantation.
Was kann ich gegen empfindliche Zähne tun?
Wenn sich das Zahnfleisch zurückzieht, liegen die Zahnhälse frei. Ohne den schützenden Zahnschmelz reagieren Zähne empfindlich auf Kälte, Hitze sowie auf süße, saure oder scharfe Speisen. Ihr Zahnarzt kann Fluoridlack oder andere desensibilisierende Mittel auftragen, um die mit Zahnfleischrückgang verbundenen Beschwerden zu reduzieren. Für die häusliche Mundpflege empfehlen wir Zahnpasta für empfindliche Zähne. Wenn Sie sich einer professionellen Zahnreinigung (PZR) unterziehen, kann die Dentalhygienikerin ein betäubendes Gel auf die zu schützenden Bereiche auftragen. Dadurch werden mögliche Schmerzen bei der PZR reduziert.
Welche Zahnpasta bei Zahnfleischrückgang?
Zahnpasten, die Wirkstoffe wie Strontiumchlorid, Kaliumnitrat, Zinnfluorid oder Arginin enthalten, eignen sich besonders gut bei empfindlichen Zähnen, da sie die Zahnnerven etwas beruhigen. Eine positive Wirkung tritt jedoch meist nach einer mehrwöchigen Anwendung ein.
Wie lässt sich die Zahnfleischrezession behandeln?
Die Behandlung der Zahnfleischrezession hängt weitgehend von der Symptomatik ab. Ein leichter Zahnfleischrückgang kann ohne chirurgische Eingriffe behandelt werden, etwa mit Antibiotika-Gels, kieferorthopädischen Maßnahmen oder Zahnverklebungen (Zahnbonding oder Kompositbonding). Manchmal kann eine kleine OP notwendig sein, um das Problem vollständig zu beheben und die Rot-Weiß-Ästhetik wiederherzustellen.
Nicht-chirurgische Behandlungen
Nicht-chirurgische Behandlungen für Zahnfleischrückgang können umfassen:
- Geschlossene Parodontitisbehandlung
Wenn eine Parodontitis ursächlich für den Zahnfleischrückgang ist, gilt es, diese zielgerichtet mit einer geschlossenen Parodonititistherapie zu behandeln. Hierbei werden neben den Zahnoberflächen und dem Zahnfleischsaum auch die tiefen Zahnfleischtaschen gründlich mit speziellen Instrumenten gereinigt. Das Behandlungsergebnis lässt sich durch regelmäßige professionelle Zahnreinigungen im Rahmen der unterstützenden Parodontitistherapie für eine lange Zeit bewahren. - Topische Antibiotika
- Topisch bedeutet, dass das Antibiotikum nicht eingenommen, sondern äußerlich angewendet wird. Topische Antibiotika kommen bei Zahnfleischrückgang aufgrund einer Parodontitis zum Einsatz. Nach einer professionellen Zahnreinigung durch die Dentalhygienikerin reinigt der Zahnarzt die tiefen Zahnfleischtaschen unter dem Zahnfleisch und befreit diese von den Bakterien. Anschließend bringt er das Antibiotikum (etwa Doxy-Gel)direkt in die Zahnfleischtaschen ein.
- Zahnverklebung (Zahnbonding, Kompositbonding)
Bei der Zahnverklebung füllt der Zahnarzt den Bereich der Zahnfleischrückgangs mit einem zahnfarbenem Kompositharz auf. Dadurch wird Ihre freiliegende Zahnwurzel abgedeckt, was sie weniger auffällig und empfindlich macht. - Kieferorthopädische Maßnahmen
Schiefe, gekippte oder verdrehte Zähne sind ebenfalls häufige Ursachen für Zahnfleischrückgang. Eine kieferorthopädische Behandlung zur Zahnbegradigung kann in diesen Fällen Abhilfe schaffen. - Knirscherschiene
Die Zähne von Patienten, die mit den Zähnen knirschen oder diese zusammenpressen, werden stark fehlbelastet. Hierdurch kann es zum sogenannten parafunktionellen Knochenabbau kommen. Bei unzureichender Mundhygiene wird dieser Effekt noch verstärkt. Betroffenen können wir in solchen Fällen sehr gut mit einer individuellen, gelenkbezogenen Schienentherapie (Knirscherschiene) im Rahmen einer CMD-Behandlung helfen.
Chirurgische Maßnahmen
- Offene Parodontitisbehandlung
Manchmal reicht die nicht-chirurgische geschlossene Parodontitisbehandlung nicht aus, um die bakteriellen Zahnbeläge zu entfernen, die für den Zahnfleischrückgang verantwortlich sind. In diesen Fällen muss der Oralchirurg das Zahnfleisch an den betroffenen Zähnen mit einem kleinen Einschnitt eröffnen, um an die besonders tief liegenden Zahnbeläge zu gelangen. - Zahnfleischtransplantation
Zu den chirurgischen Maßnahmen am Zahnfleisch zählt die Zahnfleischtransplantation, welche bei Zahnfleischschwund zu vorhersagbaren Ergebnisse führen. Dieses minimalinvasive Verfahren wird in der Regel nur von Zahnfleischspezialisten (Parodontologen) durchgeführt. Hierzu wird das Zahnfleischtransplantat meist dem Gaumen entnommen. Seltener kommt menschliches Spendergewebe zum Einsatz.
Wie lange dauert es, bis man sich von einer Zahnfleischtransplantation erholt?
Die Erholungszeit richtet sich nach der Anzahl der behandelten Zähne, der Art des Transplantats und des angewandten Operationsverfahrens. Etwa 14 Tage nach dem Eingriff sind die operierten Bereiche in der Regel gut abgeheilt, vorausgesetzt, die Patienten halten sich an die Vorgaben Ihres Behandlers.
Lässt sich Zahnfleischrückgang verhindern?
Meistens, aber nicht immer. Wer eine genetische Veranlagung für den infektiös bedingten Zahnfleischrückgang hat, kann allerdings mit einer gründlichen Mundhygiene und regelmäßigen Zahnarztbesuchen dazu beitragen, die Erkrankung im Zaum zu halten:
- Putzen Sie sich mindestens zweimal täglich Ihre Zähne.
- Verwenden Sie eine Zahnbürste mit weichen Borsten.
- Verwenden Sie mindestens einmal täglich Zahnseide, am besten abends vor dem Schlafengehen.
- Nutzen Sie antimikrobielle Mundspülungen, aber nur auf Empfehlung Ihres Zahnarztes hin.
- Befolgen Sie die Empfehlungen Ihres Zahnarztes zur Zahnreinigung. Viele Patienten profitieren von halbjährlichen professionellen Zahnreinigungen. Wer jedoch unter einer Parodontitis leidet, benötigt häufigere Besuche. Wir empfehlen drei bis vier Termine pro Jahr.
- Rauchen Sie nicht und verwenden Sie keinen Kautabak.
- Suchen Sie Ihren Zahnarzt auf, wenn Sie Anzeichen von Zahnfleischrückgang bemerken.
Welche Prognose hat Zahnfleischschwund?
Das hängt von Schweregrad des Zahnfleischschwundes und von Ihrer Mitarbeit ab. Je regelmäßiger und besser Sie Ihre Zähne zu Hause pflegen und je häufiger nach einer Parodontitis-Behandlung professionelle Zahnreinigungen im Rahmen einer unterstützenden Parodontitis-Therapie in Anspruch nehmen, desto besser stehen die Chancen für einen langfristigen Zahnerhalt.
Ist Zahnfleischschwund heilbar?
Nein, das nicht. Aber mit einer konsequenten Behandlung kann Ihr Lächeln trotzdem viele Jahre gesund und schön bleiben.
Wann sollte ich meinen Zahnarzt aufsuchen?
Wenn Sie bemerken, dass Ihre Zähne „länger“ werden oder Sie unter empfindlichen Zahnhälsen leiden, ist es Zeit für einen Zahnarztbesuch. Ihr Zahnarzt in Köln kann einen eventuellen Zahnfleischrückgang sicher diagnostizieren. Je früher er erkannt und behandelt wird, desto größer sind Ihre Chancen auf eine gesunde Mundhöhle.
Was passiert, wenn ich einen Zahnfleischrückgang nicht behandeln lasse?
Wenn der Zahnfleischrückgang von einer Parodontose herrührt und unbehandelt bleibt, kann dies nicht nur negative Auswirkungen auf Ihre Mundgesundheit, sondern auch allgemein-gesundheitliche Folgen haben. Zwischen einer Parodontitis und anderen Krankheiten bestehen enge Wechselwirkungen, die von dem entzündlichen Charakter der Parodontitis herrühren. Insbesondere steigt das Risiko für
- Diabetes Mellitus
- Atemwegserkrankungen
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Herzinfarkt
- Schlaganfall und
- Rheuma
Fehlgeburten werden ebenfalls mit Parodontitis assoziiert.
Auch wenn Sie keine Schmerzen oder Empfindlichkeiten an den Zähnen entwickeln, ist der Zahnarztbesuch bei Zahnfleischrückgang dringend notwendig. Ihre Zahnärztin oder Ihr Zahnarzt kann Ihnen sagen, wie ernst das Problem ist und welche Maßnahmen Sie ergreifen können, um Ihre Mundgesundheit zu bewahren.